Ja, auch Männer haben Orgasmusschwierigkeiten! Und gar nicht mal so wenige. Leider gibt es keine gesicherten Zahlen, weil das Problem von der Forschung nicht wichtig genug genommen wird. Typischerweise tritt das Thema bei Männern ab Mitte/ Ende 30 auf, und der Leidensdruck bei den Betroffenen ist hoch.
Es ist nämlich nicht so, dass die Männer froh sind, „ewig lange“ zu können! Nach unserem gängigen Sexualverständnis gehört ein Orgasmus einfach dazu, als krönender Abschluss. Daraus folgt dann aber im Umkehrschluss, dass Sex ohne Orgasmus irgendwie mangelhaft oder nicht normal ist. Der Orgasmus dient also nicht nur der Entladung sexueller Erregung sondern auch der Bestätigung, dass man es geschafft hat.
Wie heißt Orgasmus auf hessisch? Ferdisch!
Wie kommt das Phänomen zustande?
Ein Orgasmus ist medizinisch betrachtet ein Reflex, der ausgelöst wird, wenn die Bedingungen optimal sind. Vergleichbar mit Einschlafen. Und jeder, der schon mal versucht hat, das Einschlafen zu erzwingen, weiß, wie sinnlos das ist. Und wie das angestrengte Versuchen genau zum Gegenteil führt. So in etwa ist das mit Orgasmen auch.
Oft ist es so, dass die Stimulation durch die Partnerin oder den Partner nicht die nötige exakte Stimulation bietet. In der Selbstbefriedigung kommen die Schwierigkeiten seltener vor, weil Mann genau weiß, wie viel Druck, welcher Rhythmus, welche Stellen, wann welche Variation nötig ist, um einen Orgasmus auszulösen.
Nach einer gewissen Zeit der Stimulation sind die Nervenzellen überreizt, es ist nicht mehr erregend, im Extremfall sogar unangenehm bis schmerzhaft.
Eine Behandlung besteht in der Regel darin, dem Mann verschiedene Arten der Erregungssteigerung zur Verfügung zu stellen. Ein Großteil des Problems besteht darin, dass die Betroffenen sich auf eine spezielle Art der sexuellen Erregung eingeschossen haben, und dieses Muster nicht mehr funktioniert. Es funktioniert meistens nicht mehr, weil die sexuellen Erregungsfunktionen mit zunehmendem Alter einfach etwas länger brauchen. Und dem muss sich die Sexualität anpassen. Umgekehrt funktioniert das nun mal nicht.
Konkret geschieht das z.B. durch Übungen zur Körperwahrnehmung von sexueller Erregung, aber auch durch simple Aufklärung für Erwachsene. Einige lieb gewonnene Überzeugungen werden auf den Prüfstand gestellt, und der Mann so quasi vom Fastfood-Konsument zum Feinschmecker gebildet.
Der Link zur Sendung hier.