Selten kommen Menschen zu mir, weil sie aufgrund einer körperlichen Krankheit sexuell eingeschränkt sind. Sehr oft allerdings spielen Krankheiten eine Rolle. Jede Krankheit hat ihre Wirkung natürlich auch auf die Sexualität.
Bei einem Infekt fühlt man sich müde und schlapp, die Lust auf Sex ist erst mal weg, aber das ist ja nur kurzfristig. Anders sieht es aus bei stark einschränkenden oder eben auch lebensbedrohlichen Krankheiten.
Die Varianten nach einem Bandscheibenvorfall musste ich leider selbst schon ausprobieren…
Wichtig ist es die Krankheit und ihre Symptome zu unterscheiden von der Art und Weise, wie das Paar mit der Krankheit umgeht. Die Symptome hat nämlich nur einer von beiden, aber beide müssen damit klar kommen.
Streitpunkte sind z.B.:
– der Gesunde gönnt dem Kranken nicht die Sonderrechte, die man als Patient hat.
– der Kranke gönnt dem Gesunden nicht, dass der noch kann wie er selbst gerne würde.
– der Kranke ist total verletzt, weil der Gesunde auch mal genervt ist von der Krankheit.
– der Gesunde macht dem Kranken einen Vorwurf, dass er zur Last fällt.
Streitpunkte gibt es viele und die Situation ist kompliziert – für beide.
Rezepte gibt es da keine. Hilfreich ist eine Sichtweise, dass es ein gemeinsames Thema ist, das einen vereint und nicht entzweit.
Ein Vergleich kann helfen: die Krankheit zu betrachten wie einen ungebetenen Gast, der sich Zuhause eingenistet hat, und der sich nicht einfach so abwimmeln lässt. Der gehört eine Zeit lang oder gar für immer dazu. Und dann muss man sich arrangieren, mit dem ungebetenen Gast. Die Zeiten sind dann umso wertvoller, wenn man mal vor dem Besucher seine Ruhe hat. Mal kümmert sich der eine um ihn, mal beide.
Sonderfälle sind Krankheiten, die chronisch verlaufen, wo es um Anpassungsstrategien geht und nicht nur um Überbrückungszeiten. Rheumatische Erkrankungen z.B., oder Demenzen.
Wieder anders ist es auch, wenn die Diagnosen den sicheren Tod vor Augen führen. Dann steht das Paar vor der sehr schwierigen Aufgabe, voneinander Abschied zu nehmen, und die verbleibende Zeit zu gestalten.
Der Link zur Sendung hier.